Akademische Burse

Entstehung

Die Akademische Burse zu Göttingen und ihr Gründer Erich Boehringer
von Klaus Gottstein

Sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren,
Wir feiern in diesen Tagen das 60-jährige Jubiläum des ersten Einzugs von Bewohnern in den zuerst fertig gewordenen Trakt der Akademischen Burse zu Göttingen. Es war der West-Trakt. Gleichzeitig feiert das Studentenwerk Göttingen etwas, das auch gerade fertig geworden ist, aber 60 Jahre später, nämlich die Renovierungen sowohl in der Burse als auch in der Universitätsmensa. Die enge Verbindung zwischen Studentenwerk und Burse, die dadurch zum Ausdruck kommt, ist kein Zufall. Es gab sie schon vor 60 Jahren, obwohl die Burse ursprünglich eine selbständige gemeinnützige Stiftung privaten Rechts war. Erich Boehringer, der Gründer der Burse, war nach dem Krieg nämlich mehrere Jahre lang Geschäftsführer des Akademischen Hilfswerk, des Vorläufers des Studentenwerks Göttingen.

Wie ist es dazu gekommen? Das ist eine interessante Geschichte. Erich Boehringer, geboren am 10. August 1897 in Hamburg, stammte aus einer großbürgerlichen Familie. Sein Urgroßvater hatte das bekannte Chemie- und Pharma-Unternehmen C.F. Boehringer und Söhne gegründet, die bis 1920 Erich Boehringers dreizehn Jahre älterer Bruder Robert leitete. Robert war der engste Vertraute des Dichters Stefan George, dessen Nachlassverwalter er wurde. Erich meldete sich 1914 freiwillig zum Kriegsdienst. Wegen Auszeichnung vor dem Feind wurde er bereits 1915 als Achtzehnjähriger zum Leutnant befördert. Er war Vorbild für Stefan Georges Gedicht Einem jungen Führer im Ersten Weltkrieg. George, den Boehringer 1917 kennen lernte, beeinflusste ihn stark. Darauf kommen wir noch zurück. Nach dem Krieg studierte Boehringer Klassische Archäologie, Alte Geschichte und Griechisch. Nach der Promotion 1925 beteiligte sich Boehringer an Forschungen in Sizilien und war 1930-31 als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der Berliner Antikensammlung angestellt. Zeitweise war er Grabungsleiter bei den Grabungen in Pergamon. Zwei Bände über den Herrscherkult und die Arsenale von Pergamon waren das Ergebnis seiner Arbeit. 1932 habilitierte sich Boehringer in Greifswald, wurde von 1934-38 Vertreter des Ordinarius für Klassische Archäologie in Greifswald, danach Extraordinarius und 1942 schließlich Ordinarius.

Kurz vor Kriegsende, als sich die Rote Armee Greifswald näherte, wurde Boehringer die Evakuierung der Universität Greifswald mit ihren wertvollen Sammlungen historischer Teppiche und antiker Münzen übertragen, die er auch bis Lübeck brachte. In Göttingen sollte er einen „Meldekopf“ und eine Auffangstelle für den Lehrkörper der Universität Greifswald bilden. Zu diesem Zweck war er schon vor Kriegsende in Göttingen eingetroffen. Aber da Göttingen von den Amerikanern eher besetzt wurde als Greifswald von den Russen, blieb Boehringer in Göttingen der einzige „Greifswalder“.

Im September 1945 wurde die Universität Göttingen als erste Universität in Deutschland wieder geöffnet. Boehringer wurde gefragt, ob er bereit sei, den Aufbau und die Leitung eines lokalen Studentischen oder Akademischen Hilfswerks anstelle des nun nicht mehr existierenden Reichsstudentenwerks zu übernehmen. Damit konnte man an die Tradition der alten selbständigen Studentenwerke bei den einzelnen deutschen Universitäten anknüpfen, die nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg gegründet worden waren, um die größte Not der Studierenden zu lindern1. Boehringer übernahm diese Aufgabe. Von der Universität Göttingen erhielt er 1946 einen Lehrauftrag für „klassische Archäologie, Ausgrabungswesen, antike Ikonographie und Numismatik“. Daneben war er 1945-48 ehrenamtlich Geschäftsführer eines neuen „Akademischen Hilfswerks der Universität Göttingen“, bei der die verschiedenen akademischen Wohlfahrts- und Fürsorgeeinrichtungen vereinigt waren: fünf Mensabetriebe, welche 2300 Studenten voll verpflegten, die Schuhmacher- und Schneiderwerkstätten, die Wohnungsstelle, ein Kriegsversehrtenheim und ein Studentinnenheim, eine Lesehalle, alles geleitet von der Geschäftsstelle, die auch den Studenten Gelegenheitsarbeiten nachwies, Werkstudenten bei der Arbeitssuche beriet und Barbeihilfen, Stipendien, Darlehen und Freitische vergab. Die Studienförderung wurde mit Hilfe von Ausschüssen unter Beteiligung von Vertretern der Dozenten- und Studentenschaft nach eingehender Prüfung der fachlichen Leistungen und sozialen Verhältnisse der Bewerber durchgeführt.

1Die Studentenwerke verbesserten damals die soziale Situation der Studierenden durch Unterhaltung von Mensen, durch die Einrichtung von Wohnungsvermittlungsstellen und die Vermittlung von Werkarbeit, durch Kranken-, insbesondere Tuberkulosefürsorge sowie durch unterschiedliche Formen der Unterstützung für einzelne Studierende (Stipendien, einmalige Beihilfen, Darlehen, Gebührenerlass etc.). 1921 wurde unter dem Namen „Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft“ in Tübingen ein Dachverband der örtlichen Selbsthilfeeinrichtungen als eingetragener Verein gegründet. Zur Finanzierung war er zunächst auf Hilfe des Auslands und einzelner Förderer angewiesen. !924 nach Ende der Inflation erhielt die Wirtschaftshilfe einen Titel im Haushaltsplan des Reiches, das 85 % der Kosten übernahm, 5 % kamen aus Beiträgen der Studentenschaft und die restlichen 10 % wurden durch Spenden und Beiträge gedeckt (Zur Geschichte der Studentenwerke, Website des Studentenwerks Göttingen). Für besonders Begabte gründete die Wirtschaftshilfe 1925 die „Studienstiftung des Deutschen Volkes“. 1929 wurde der Name der Wirtschaftshilfe geändert. Sie hieß nun „Deutsches Studentenwerk e.V.“ 1933 wurde auch das Deutsche Studentenwerk gleichgeschaltet. Die bisher gegenüber dem Dachverband rechtlich selbständigen Studentenwerke an den einzelnen Universitäten wurden aufgelöst und als unselbständige Teilanstalten einem Reichsstudentenwerk mit Sitz in Berlin als Anstalt des öffentlichen Rechts unterstellt, das 1945 aufhörte zu existieren. – Die wirtschaftliche und soziale Not der Studierenden war aber nach dem Zweiten Weltkrieg eher noch größer als nach dem Ersten, und so entstanden an mehreren deutschen Hochschulen nach deren Wiedereröffnung erneut einzelne Studentenwerke, die sich unter dem Leitgedanken der Selbsthilfe erneut die Erleichterung der Lage der Studierenden durch Bereitstellung von Verpflegung, Vermittlung von Werkarbeit, Krankenfürsorge, Schaffung von Notunterkünften, Beschaffung und Tausch von Lehrmitteln, Kleider-Spenden etc. zum Ziel setzten.

Die Wohnungsnot war groß. Im November 1945 kamen mehrere Studenten zu Boehringer, meist verheiratet, die Soldaten gewesen waren und erkleckliches gespartes Geld besaßen. Sie regten an, davon Baracken zu kaufen, in diesen kleine Wohnungen einzurichten, in denen sie während ihres Studiums kostenlos wohnen könnten, und die danach dem Hilfswerk gehören und für andere Studenten zur Verfügung stehen sollten. Der Barackenkauf scheiterte aber. Boehringer kam zu dem Schluss, man müsse selber bauen. In der Nähe des Universitätssportplatzes gab es ein Gelände, auf dem sich früher Tennisplätze befunden hatten. Jetzt waren dort Kartoffel- und Gemüsefelder für die Angehörigen der Klinikverwaltung. Für die zunächst erwogenen kleinen Einfamilienhäuser aus Lehm und Fachwerk war das Gelände nicht groß genug. So wurde ein geschlossener Baukomplex mit Wohnungen, Mensa, Waschanstalt und Werkstätten und einem Gästehaus der Universität beschlossen.

Der Rektor der Göttinger Universität, Prof. Rein, und der ihm vorgesetzte britische Education Officer waren von dem Projekt sehr angetan. Letzterer gab das Restvermögen des alten Studentenwerks der Universität zur Verfügung; das Akademische Hilfswerk erhielt davon 80.000 Reichsmark. Der Universitätsbund sagte 20.000 Mark zu und zwei Mäzene zusammen 13.000 Mark. Am 18. Juli 1946 begannen die Bauarbeiten mit dem ersten Spatenstich. Wenige Bauarbeiter und einige dreißig Studenten gingen ans Werk, die letzteren teils freiwillig, teils dazu verpflichtet, um die Immatrikel zu erhalten. Einige Wochen später erst traf die Urkunde der Britischen Militärregierung ein, mit der der Bau von 32 Wohnungen „für verheiratete schwerkriegsbeschädigte Studenten“ freigegeben wurde. Die Gesamtkosten sollten 190.000 RM nicht überschreiten. Nur vorhandenes oder selbstgewonnenes Material sollte zur Verwendung kommen und Keller dürften nicht angelegt werden. Man wollte damals nicht, dass in Deutschland neue Räume entstünden, die zu Luftschutzzwecken dienen könnten. Es war die erste größere Baukonzession, die in der britischen Zone gegeben wurde. Die erste Forderung wurde nicht eingehalten, weil sie sinnlos war, die zweite zwang zur Nutzung des einheimischen gelblich-rötlichen Bruchsandsteines, der der Burse ihr Gesicht gegeben hat („Heft Akademische Burse Göttingen, Seiten 4/5). Die Maurer, die an genormte Ziegel gewöhnt waren, mussten die echte alte unregelmäßige Bauweise erst neu lernen. (Seite 79). Beim Richtfest wurden viele Reden gehalten, der Polier sagte den Richtspruch, Boehringer schlug den letzten Nagel ein und zum Schluss wurde das Lied „Nun danket alle Gott“ gesungen (Seite 75). Nacheinander wurden der Westtrakt, der Südtrakt, der Osttrakt und der Nordtrakt (in dieser Reihenfolge) fertig (Seite 79). Die fortschreitende Verbesserung der wirtschaftlichen Gesamtlage zeigte sich in der Ausstattung. Aus Materialmangel konnte in dem zuerst fertig gestellten Westtrakt keine Zentralheizung eingebaut werden, die es dann später im Südtrakt schon gab, und auch keine Luftheizung wie im Ost- und im Nordtrakt. Für den Westtrakt wurden mit Mühe eiserne Öfen beschafft, die – mit Chamotte verkleidet und mit Luftöffnungen versehen vom Gange aus bedient wurden und jeweils vier Zimmer beheizten, je zwei im Erdgeschoss und zwei darüber liegende im ersten Stock. Die dabei entstandenen Luftkanäle und Klappen führten zu sogenannten „Ofengemeinschaften“ (Seite 82). Auch hatte im Westrakt noch nicht jedes Zimmer ein eigenes Waschbecken. Am Nordende des Traktes gab es einen gemeinsamen Waschraum. Auch zwei gemeinsame Trakt-Küchen gab es.

In den ersten Jahren gab es als Beitrag zur Behebung der großen Wohnungsnot in Göttingen im Keller drei große, saalartige Räume, in denen Sechserzimmer eingerichtet wurden. Die dort eingezogenen „Hadesbewohner“ fühlten sich verständlicherweise deklassiert, bis auch sie in die neuen Trakte einziehen konnten (Seite 85).

Seite 69: Größere Not als in der Finanzierung bestand in der Beschaffung der Materialien – Eisen, Holz, Zement gab es nur auf schwer erkämpfte Kontingente, und das Schwierigste waren die Transporte. Ein Bauunternehmer hatte noch einen verwendbaren Lastzug, aber dessen Bereifung musste irgendwie vom Bauherrn erworben werden. Schließlich wurden zwei eigene Lastzüge angeschafft, um den Baubetrieb zu sichern. Das „Dienstleistungszeugnis“, das Boehringer im Februar 1948 dem späteren Bursalen Klaus-Hubert Jaeger (Einzug 1949) ausstellte, gibt einen Eindruck von den beim Transport zu überwindenden Schwierigkeiten. Dort heißt es u.a.: „Die Beschaffung von Treibstoff, Fahrbefehlen, sowie der gesamte Wageneinsatz erfordern wirtschaftlichste Planung und große Beweglichkeit im Handeln. Herr Jaeger hat diese Aufgabe trotz der großen Schwierigkeiten von Seiten des Straßenverkehrsamtes zur vollsten Zufriedenheit gelöst …“

Seite 65: Am 11. November 1946 beschloss der Stiftungsrat des Akademischen Hilfswerks die Errichtung einer Stiftung „Akademische Burse Göttingen“. Einen Monat später, am 14. Dezember, wurde nach mühevollen Besprechungen der Entwurf einer Satzung abgeschlossen. § 2 besagte: Zweck der „Akademischen Burse zu Göttingen“ ist die Beschaffung und Verwaltung von Wohnraum und weiteren gemeinnützigen Anlagen für bedürftige, kriegsversehrte oder sonst förderungswürdige Studierende der Georg-August-Universität. Die Errichtung der Stiftung erfolgte am 9. April 1947. Die Stiftungsurkunde trägt die Unterschriften der Mitglieder des Stiftungsrats des Akademischen Hilfswerks, zu denen Prof. Boehringer als Geschäftsführer der Stiftung nicht gehörte. Am 6. Mai 1947 hat der Niedersächsische Kultusminister die Errichtung der Stiftung nach Maßgabe der Satzung genehmigt.

Für den 8.900 Quadratmeter großen Bauplatz an der Goßlerstraße erhielt die Burse das Erbbaurecht auf 80 Jahre, nämlich bis zum 1. Juli 2028.

Seiten 90/91 und Seite 4 des Bursenprospekts: Langfristig waren zwei quadratische Innenhöfe vorgesehen, der Nordhof, der tatsächlich mit den ihn umgebenden vier Trakten fertiggestellt wurde, und der nur auf dem Papier entworfene Südhof, verbunden durch den existierenden fünften Trakt, den damals so genannten und auch so genutzten „Gästetrakt“, auf dessen Längsseiten zwei offene Höfe entstehen sollten: der Osthof zur Goßlerstraße hin und der Westhof zum Sportplatz hin. Die den Südhof umgebenden Trakte sollten mehrstöckig sein und eine dreigeschossige Halle und eine – wohl ökumenische – Kapelle mit Orgel und eine Wohnung für den „Abt“ enthalten mit einer nur für ihn und seine Familie bestimmten Gartenterrasse. Alles dies blieb unbestimmte Zukunftsmusik. Zunächst wurden nacheinander nur die den Nordhof umgebenden vier Trakte und der zu dem imaginären Südhof führende fünfte Trakt fertiggestellt.

Seite 69: Anfänge der Geldbeschaffung setzten mit einem Bierabend ein, den der Rektor in der Karstadt-Mensa für den Lehrkörper und Persönlichkeiten der Wirtschaft zu Gunsten des Universitätsbundes gab. Eine Serie von Vortragsveranstaltungen berühmter Gelehrter (Max Planck, Otto Hahn, Werner Heisenberg, Max von Laue, C. F. von Weizsäcker) wurde zu Gunsten des Hilfswerkes und auch speziell der Burse, in Göttingen, Hannover und Braunschweig in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Bürgermeistern, Regierungspräsidenten und Industrie- und Handelskammern veranstaltet. Otto Hahn durfte in Braunschweig wegen angeblicher Attentats- oder Entführungsgefahr nur in Anwesenheit bulliger Geheimpolizisten der Besatzungsmacht sprechen (Seite 72). Zwischen zwei Vorträgen gab es eine Getränkepause, in der von Herren der Industrie- und Handelskammern und von netten Damen Spendenlisten herumgereicht wurden. Einige hunderttausend Mark als Spende oder zinsloses Darlehen und eine Fülle von Materialspenden kamen zusammen: Sperrholz, Wandplatten, Baukalk, Zement, Farben, Kochplatten usw. Das gespendete Geld zerrann am 18. Juni 1948 bei der Währungsreform. Nur wenige tausend DM blieben übrig. Die erste Rettung bot der Verkauf der beiden Lastzüge, die nun nicht mehr gebraucht wurden, da es plötzlich Lastzüge, Reifen und fahrbereite Unternehmer gab (Seite 73). Da der Westtrakt im Rohbau fertig war und vom Süd- und Osttrakt das Kellergeschoss schon stand, konnte eine Hypothek aufgenommen, der Bau fortgesetzt und die Einrichtung des Westtrakts angeschafft werden. Weitere Zuschüsse kamen vom sozialen Wohnungsbau und von einer McCloy-Spende, die es ermöglichten, den Nordtrakt fertigzustellen und den fünften Trakt zu errichten (Seite 73).

Bis 1950 gab es keine Haushaltspläne, Boehringer gab das eingehende Geld nach den täglichen Erfordernissen aus. Der Bau der Burse und die laufende Verwaltung wurden aus der gleichen Kasse gezahlt. Erst der Geschäftsführer Herbert Köhler richtete getrennte Kassen ein. Auch gab es erst seit jener Zeit Haushaltspläne, die ordnungsgemäß in einen ordentlichen und einen außerordentlichen Haushalt aufgeteilt waren. Allerdings hatten die ersten beiden Geschäftsführer oft erhebliche Schwierigkeiten, Professor Boehringer zur Beachtung der Haushaltspläne zu bewegen. Sein Standpunkt war: Ich schaffe das Geld heran, also darf ich es auch ausgeben.

Im April 1949, vor sechzigeinhalb Jahren, zogen die ersten 17 Bursalen ein (Seite 73). Ich war übrigens noch nicht dabei. Erst ein Jahr später, nämlich im April 1950, bin auch ich in die Burse eingezogen. Dann habe ich aber sechs Jahre in der Burse gewohnt, bis zum August 1956. zuletzt als Mitglied des zweiköpfigen Vorstands der Burse. Das andere Vorstandsmitglied war damals der Archäologe Prof. Horn, der die Nachfolge des Bursengründers Prof. Erich Boehringer angetreten hatte. Prof. Boehringer war Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts geworden und hatte Göttingen verlassen. Eins seiner ersten Projekte war eine Wiederholung des Zugs Alexanders des Großen nach Indien. Aber als ich in die Burse einzog, da war Erich Boehringer sehr präsent. Er wurde „Der Abt“ genannt.

Besondere Sorgfalt übte Boehringer bei der Auswahl der Studierenden, die in die neue Einrichtung „Akademische Burse zu Göttingen“ aufgenommen wurden. Angesichts der Wohnungsnot in Göttingen war der Andrang groß, man konnte auswählen. Hier kamen bei Boehringer wohl alte Elite-Vorstellungen aus dem Kreis um Stefan George ins Spiel, dem übrigens auch Claus Schenk von Stauffenberg, der 1944 das Attentat auf Hitler ausführte, angehört hatte. Stefan George erwartete nach dem Ersten Weltkrieg die Rettung Deutschlands von einer neuen Aristokratie, einer Gemeinschaft geistig und ästhetisch hochgebildeter, körperlich trainierter, moralischen Idealen folgender, am Gemeinwohl interessierter junger Männer. 1933, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, verließ er Deutschland und ließ sich in der Schweiz nieder, wo er bald darauf starb.

Boehringer ging in seinen Elite-Vorstellungen nicht so weit wie George. Aber auch er hatte Visionen. Er wollte in Anlehnung an die Tradition der englischen Colleges ein besonderes Studentenhaus schaffen, in das nicht jedermann aufgenommen wurde, sondern nur solche männlichen Studenten, die bei einem Vorstellungsgespräch – meist bei einer Tasse Tee – den Eindruck machten, dass sie zum geistigen Niveau des Hauses einen positiven Beitrag leisten würden. Wir haben mit Boehringer manchen kleinen Strauß ausgefochten, wenn es darum ging, seinen manchmal autokratischen Führungsstil mit unseren Vorstellungen von Demokratie in Einklang zu bringen, z.B. bei der Wahl der Mitglieder des Zulassungsausschusses – zwei Professoren und drei Studenten – , die Boe hringer anfangs selbst ernannt hatte. Im Laufe des Jahres 1952 bemühten sich die studentischen Mitglieder, unterstützt durch den Konvent, die Vollversammlung aller Bursalen, das Zulassungsverfahren auf eine demokratischere, transparentere Grundlage zu stellen. Die studentischen Mitglieder, die von Boehringer als seine unverbindlichen Ratgeber angesehen worden waren, sollten wenigstens durch den Konvent bestätigt werden, der Verlauf der Sitzungen sollte durch einen Protokollführer festgehalten werden. Boehringer sträubte sich zunächst, gab dann aber nach. Ihm war sehr am Wohl seiner Bursalen und an einem guten Einvernehmen mit ihnen gelegen.

„Es werden sowohl arme, ja völlig mittellose, wie aber auch finanziell unabhängig dastehende Studenten aufgenommen. Die Auswahl wird mit größtmöglicher Strenge durchgeführt. Auf wissenschaftliche Begabung wird in erster Linie geachtet, aber auch darauf, was für ein Mensch der Bewerber ist, ob er verträglich und tolerant ist oder es zu werden verspricht. Toleranz ist ja nicht gerade eine Eigenschaft der Jugend. Die Zugehörigkeit zu einer politischen Gruppe, das religiöse Bekenntnis, wie die soziale Herkunft werden nicht gewogen. Alle Fakultäten sind vertreten.“

aus einem Prospekt der Burse von 1952

Was man auch immer über das von Boehringer initiierte Auswahlverfahren sagen mag, es kann so schlecht nicht gewesen sein, denn aus der Burse sind seither bedeutende Gelehrte hervorgegangen, aber auch Oberkirchenräte, Botschafter, Staatssekretäre, Bundestagsabgeordnete sowie Bundes- und Landesminister und natürlich viele tüchtige Vertreter anderer Berufe.

Bemerkenswert war der Einsatz der Bursalen für demokratische Prinzipien, so in der Vorbereitung und Durchführung von Demonstrationen gegen die Vertreter des überholten, rückwärts gewandten studentischen Gemeinschaftslebens der farbentragenden und schlagenden Korporationen und gegen die Aufführung eines neuen Veit-Harlan-Films. Diese Vorgänge führten dazu, daß manche Leute von der „roten Burse“ sprachen. Aber das war eine irreführende Bezeichnung. In der Burse waren alle politischen Richtungen außer der extremen Rechten und der extremen Linken vertreten. Einig war man sich nur im Eintreten für Demokratie und Pluralismus. Man achtete sehr auf äußere Formen. Die Bursalen – wie übrigens alle Studenten der damaligen Zeit in Deutschland – redeten sich gegenseitig mit „Sie“ und „Herr“ an. Nur enge Freunde duzte man, nachdem man formell „Bruderschaft getrunken“ hatte. Das war eine Reaktion auf die Kriegszeit, in der sich alle „Landser“, alle Soldaten der untersten Ränge, geduzt hatten. Man wollte wieder als Persönlichkeit respektiert werden, sein eigener Herr sein.

Wie die ersten Bursalen die ihnen in der Burse gebotenen Möglichkeiten beurteilten, geht anschaulich aus einem Brief hervor, den uns der spätere Oberstudiendirektor Hans Joachim Matthias zu unserem UAB-Treffen von 2005 schrieb: „ …Die Zeit, in der ich dort [in der Burse] weilen durfte, gehört zu den schönsten meines Lebens. Die Freiheit, die wir dort hatten, die Möglichkeit, in Ruhe arbeiten zu können, zugleich aber das Gespräch zu suchen und sich von anderen anregen lassen zu können, und dabei befreit zu sein von den alltäglichen kleinen Lasten, – das alles war doch ideal. Dank der Vergünstigungen, die ich als Pförtner hatte, mußte ich – mein Vater war arbeitslos – das Studium nicht unterbrechen. Und die Lage neben dem Sportinstitut – ich studierte ja u.a. auch Sport – konnte gar nicht günstiger sein. …“

Eine Einrichtung, die das Leben in der Burse schon früh prägte, war die Debating Society, Ihre Regeln waren in 25 Paragraphen nach dem Vorbild der Regeln der Studentenparlamente von Oxford und Cambridge festgelegt, die ihrerseits den Regeln für die Debatten des Parlaments in Westminster nachgebildet waren. Mindestens einmal im Semester fand eine Sitzung statt. Irgendeine Seite brachte einen Antrag ein, zwei Hauptredner befürworteten den Antrag, zwei sprachen dagegen, dann war allgemeine Debatte. Ein Präsident, bei dessen Ein- und Auszug sich die Anwesenden von den Sitzen erhoben, leitete die Verhandlung. Die beiden Parteien saßen sich wie im Unterhaus gegenüber. Zum Schluß war Abstimmung, die wie im Parlament dadurch stattfand, daß man durch zwei verschiedene Türen, die mit „Ja“ und „Nein“ beschriftet waren, den Saal verließ. Die erste Sitzung der Debating Society fand am 15. Juni 1951 statt. Das Thema lautete: „Dieses Haus ist der Ansicht, dass die Redekunst den Charakter verdirbt.“ Der Antrag wurde mit knapper Mehrheit angenommen.

Einige weitere Sitzungen der Debating Society hatten die Themen:

16. Januar 1952: Dieses Haus ist der Ansicht, daß die Konzeption, das Leben in der Burse bedürfe keiner Konzeption, als Konzeption überholt ist.
14. Mai 1952: Dieses Haus ist der Ansicht, daß Geld glücklich macht.
14. Januar 1953: Dieses Haus ist der Ansicht, daß die Ratifizierung der Deutschland- und EVG-Verträge zu empfehlen sei.
14. Juli 1955: Dieses Haus ist der Ansicht, daß in unserer Demokratie parteipolitische Bindung eine Voraussetzung echter staatsbürgerlicher Qualifikation ist.
Diese vier Anträge wurden übrigens alle abgelehnt, meist mit ganz knappen Mehrheiten.

Eine feste Einrichtung war ferner der Semestereröffnungskonvent, der meist abends von 20 bis 24 Uhr stattfand. Bei dieser Gelegenheit wurde der studentische Präsident der Burse gewählt, der als solcher auch Vorsitzender der Debating Society war. Auf diesem Semestereröffnungskonvent stellten sich auch die neu aufgenommenen Bursalen vor, und das Semesterprogramm wurde besprochen: Faschingsball, Sommerfest, sonstige Feste mit oder ohne Tanz, Vorträge, Arbeitsgemeinschaften, Kolloquien und sonstiges. Neben dem Präsidenten gab es auch Sprecher der einzelnen Trakte. Die Trakte entwickelten oft eigene Programme. Auf solchen Traktabenden wurde 1952 zum Beispiel mit verteilten Rollen Sartres „Der Teufel und der liebe Gott“ gelesen. Aber auch die Schauspieler des Göttinger Theaters (Erich Ponto, Edith Heerdegen und andere) veranstalteten Lesungen aus der Weltliteratur. Viele der Schauspieler wohnten im Gästetrakt der Burse und hatten daher eine besondere Beziehung zu ihr.

Zu erwähnen sind auch die intensiven sportlichen Aktivitäten der Bursalen auf dem damals hinter der Burse gelegenen Sportplatz, der inzwischen bebaut ist. Die Fußballmannschaft der Burse hat sogar Pokale gewonnen.

Unter den Bursalen gab es einen Dramaturgischen Ring und eine Lesegemeinschaft, und an vielen Abenden fanden sich interessierte Bursalen zu Diskussionen zusammen, etwa über die Geschichtsphilosophie Toynbees oder die moderne Physik. Manchmal kamen ehemalige Bursalen, die es natürlich auch damals schon bald gab, zu Besuch und erzählten von ihrer Arbeit. So berichteten Ehmke und Hennis 1952 von ihren Tätigkeiten in Bonn als Sekretäre von Bundestagsabgeordneten.

Solche Zusammenkünfte fanden meist in der gemütlichen Westtraktdiele statt. Dort trugen Bursalen manchmal über die Ergebnisse ihrer Doktorarbeit vor. Dort gab es am Semesterschluß Stehkonvente zur Verabschiedung ausscheidender Bursalen, es gab Weinproben – denn die Burse hatte einen Weinkeller, an dem die Bursalen als „Aktionäre“ beteiligt waren – , und es gab zum Beispiel einen kommunalpolitischen Frageabend mit den Vertretern von vier politischen Parteien, die vor den Wahlen den Bursalen ihre Standpunkte erläuterten und Fragen beantworteten. Manchmal brachten Bursalen interessante ausländische Gäste mit, die von ihren Tätigkeiten berichteten, zum Beispiel als Sozialarbeiter in Kalifornien oder als Bibliothekar in Schweden. Auch Kolloquien wurden von Bursalen veranstaltet, so im November 1952 zum Thema „Der Einzelne und die Öffentlichkeit“. Kammermusikkonzerte gab es, etwa zur Eröffnung des „Jahrfestes“ im Sommer im Bursenhof. Selbstgedichtete Theaterstücke wurden aufgeführt, so 1952 über das Klosterleben in der Burse.

Schon damals waren einige Ausländer unter den Bursalen, die das Leben in der Burse bereicherten. Ich erinnere mich aus diesen ersten Jahren an US-Amerikaner, Engländer, Italiener, Argentinier, Iraner, Pakistani, Indonesier und den schwarzen Mr. King aus Jamaika, einen Medizinstudenten, der überall in Göttingen bekannt und beliebt war und viel eingeladen wurde, denn er war wohl der erste schwarze Student in Göttingen nach dem Kriege. Aber es gab damals auch Schweden, Finnen, Chilenen, Jugoslawen, Griechen, Koreaner und Inder in der Burse, wie aus der Bursenliste der ersten Jahrgänge zu ersehen ist.

Am 25. Oktober 1952 wurde der „Verein der Freunde der Akademischen Burse“ gegründet. Dies geschah anläßlich der Eröffnung des 5. Traktes der Burse. Professor Boehringer, Oberbürgermeister Föge, der Rektor der Universität (Prof. Deuticke), ein Staatssekretär aus Hannover und der studentische Präsident der Burse hielten Reden. Erlauben Sie mir, daß ich aus der letzteren zitiere, denn sie zeigt, wie wir Studenten damals die Burse sahen. Ich sagte:

„ … Was ist diese Akademische Burse eigentlich, was bedeutet sie uns, dieses merkwürdige Haus, das uns für lange Jahre unserer Studienzeit eine Art von Heimat war und ist, dieses Haus, das uns gegenüber einige der Funktionen ausübt, die sonst der ‚möblierten Wirtin‘ und der Korporation vorbehalten sind, das aber darüber hinaus noch viel mehr für uns tut, dieses Haus, an dem gehämmert und geklopft und gemauert und gestrichen wird, solange die Jüngeren unter uns denken können, das aber trotz alljährlichen Richtfesten niemals fertig wird? … Wenn ich mir die Frage vorlege, warum wir eigentlich gern in diesem Hause wohnen, warum wir inneren Anteil an seinem Gedeihen nehmen, kurz, warum wir mit Überzeugung Bursalen sind, so drängt sich mir die Antwort auf: Dies ist gerade deshalb so, weil die Burse trotz ständigem Bauen niemals fertig wird! Wir erkennen in dieser geheimnisvollen Eigenschaft ein Stück von unserem eigenen faustischen Ich!
Es ist erstaunlich, wieviel urwüchsiges Leben so einem Bau innewohnt, und wieviel wir Bursalen aus der Beobachtung seines langsamen Wachsens und Reifens lernen können. Etwa dies: ‚Sorge nicht für den morgigen Tag, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen!‘ und ‚Alles menschliche Planen ist nutzlos und vergeblich.‘ Haben wir nicht alle miterlebt, wie dieser Bau nach eigenen Gesetzen wuchs und gedieh, wie er Stein um Stein ansetzte mit fröhlicher Unbekümmertheit um vorgefaßte Meinungen, Pläne und Modelle? Wenn Sie die vor vier Jahren existierenden Baupläne vergleichen würden mit dem heutigen Gebäude, Sie würden verblüfft sein! Aber beweist nicht gerade dies die dem Projekt innewohnende Vitalität? Auch wir selbst, wir menschlichen Wesen, entwickeln uns ja in einer Art und Weise, die unsere Väter nicht haben ahnen und voraussehen können. Hin und wieder sind Durchbrüche eben unvermeidbar, das gilt für die Mauern der Konvention wie die der Burse! …
Ich könnte Ihnen noch viel erzählen von dem, was uns die Burse lehrt, von der Art und Weise, in der sie uns unmerklich zu guten Staatsbürgern formt. Ich könnte Ihnen erzählen, wie sie uns zur Nüchternheit erzieht (es gibt hier Wendeltreppen, die man nur in nüchternem Zustand bewältigen kann). Ich könnte Ihnen davon sprechen, wie die Burse uns davor bewahrt, unser Haupt zu hoch zu tragen (wir würden es uns sonst in gewissen Korridortüren empfindlich stoßen), wie sie uns dazu anhält, unseren Mitmenschen, unseren Nächsten, stets im Auge zu behalten, und säße er auch in der Badewanne und wir im Bett!2
Wenn dermaleinst der Tag kommen wird, an den ich nicht ohne ein Gefühl der Wehmut denken kann, der Tag, an dem alles fertig sein wird, dann möge man weiterarbeiten an dem inneren Bau, der nicht fertig werden wird, solange hier Menschen leben, die diesen Namen verdienen. Vielleicht könnte man, als ein Sinnbild dieses ewigen, unerfüllbaren Strebens nach Vollendung, den letzten Trakt der Burse nicht ganz zuendeführen, vielleicht könnte man … ein Baugerüst als bleibendes Mahnmal für immer stehen lassen. Doch die Entscheidung hierüber steht kommenden Geschlechtern zu. …
Aber Euch, den eigentlichen Vätern und Motoren der Burse, lieber Herr Erich Boehringer und lieber Herr Professor Diez Brandi, Euch danke ich im Namen der Bursalen der Gegenwart und der Zukunft!“

2 Das Gästezimmer „Normandie“ besaß – o Luxus! – ein eigenes Badezimmer. Auf Anordnung von Prof. Boehringer war die Badewanne noch einmal so umgesetzt und gedreht worden, daß die oder der Badende bei geöffneter Badezimmertür Sichtkontakt zu ihrem oder seiner im Doppelbett befindlichen Partner(in) hatte.

Mit Befriedigung habe ich vorhin beim Rundgang durch die Burse die Spuren der im Gang befindlichen Baumaßnahmen für die Internet-Anschlüsse in allen Zimmern bemerkt. Mein vor 57 Jahren gemachter Vorschlag zum kontinuierlichen Weiterbau scheint also auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein!

1963 sollten die Gebäude der Burse abgerissen werden, um Platz zu schaffen für ein neues geisteswissenschaftliches Zentrum der Universität. Das konnte verhindert werden. Möge die Burse auch in Zukunft weiterbestehen als eine segensreiche Einrichtung für kommende Generationen von Studentinnen und Studenten. Die Zeiten haben sich geändert, jede Zeit hat ihre eigenen Herausforderungen. Die Burse hat im ersten Nachkriegsjahrzehnt und auch danach eine wichtige Funktion gehabt. Vielleicht kann das, was ich hier berichtet habe, dazu beitragen, Ihnen, den heutigen Bursalinnen und Bursalen, Mut zu machen, die Probleme, mit denen Sie zu tun haben, nicht oberflächlich zu behandeln, sondern in Diskussionen mit fachkundigen Konbursalinnen und –bursalen und auswärtigen Gästen nach den Wurzeln zu suchen und zu jedem Argument die Gegenargumente zu prüfen, um Vorurteile zu vermeiden. Dann werden auch Sie – vielleicht beim hundertjährigen Bursenjubiläum – an die Akademische Burse nicht nur als ein beliebiges Wohnheim zurückdenken, sondern an eine Stätte, an der Sie bleibende Eindrücke für Ihr künftiges Leben empfangen haben.

Quellen:
Es wurde ausgiebig von den Texten in den folgenden Publikationen Gebrauch gemacht:
Erich Boehringer, Die Burse in Göttingen. Ein Brief und ein Gespräch. In: Robert Boehringer. Eine Freundesgabe. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1957
Akademische Burse zu Göttingen, Muster-Schmidt, Göttingen 1952
(Die angegebenen Seitenzahlen im Text beziehen sich, soweit nicht anders angegeben, auf die Publikation a.)
Burse und Boehringer m. Seitennachweisen

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